»Der Atem heißt Jetzt.« Mit diesem Zitat von Rose Ausländer eröffnete Pierre Stutz das Seminar »selbstbewusst und selbstvergessen sein« am 1. Adventswochenende. Unter dem beeindruckenden alten Gebälk im großen Meditations- raum vom Haus Klara breitete sich Ruhe und eine wohlwollende Atmosphäre bei den über vierzig TeilnehmerInnen aus.
Passend zum Namen von Haus Klara führte Pierre Stutz, Theologe und Autor, in die Mystik von Klara von Assisi (1193 bis 1253) ein. Klara ging mit GefährtInnen selbstbewusst ihren Weg, weil sie selbst- vergessen eintauchte in den Urgrund der Liebe. »Du sei gepriesen, weil du mich erschaffen hast.« (Klara auf ihrem Sterbelager)
Ihre selbstbewusste Selbstvergessenheit führte sie wie Franz von Assisi in die Wunden ihrer Zeit, zu den Armen, Entrechteten und Verzweifelten. Sr. Katharina Ganz, Generaloberin der Kongregation, übernahm als Referentin den Teil über die Biografie der hl. Klara. Im Lesen und Vertiefen mystischer Gedanken von Klara von Assisi konnten die Teilnehmenden des Seminars sich einstimmen auf den Advent und den Advent Gottes in sich erneuern. »Du kannst ihn in dir halten, von dem Du und alles gehalten wird.« (3. Brief der hl. Klara an die hl. Agnes von Prag)
Der Rhythmus von Meditationen und persönlichen Stillezeiten, von Hören und Nachfragen oder die Möglichkeit eines persönlichen Ge- sprächs bei dem spirituellen Begleiter Pierre Stutz unterstützten das Schweigen während der Tage. Auch Rituale und Gebärden, Tänze und Segensfeier führten zur eigenen Mitte, zum Wahrnehmen der eigenen Person.
In den angenehmen Räumen von Haus Klara und der wohltuenden Gastfreundschaft konnten wir Teilnehmenden erfahren: »Zurück zur Quelle!« – »So ist unser Leben«, sagte Klara, »wir sind unterwegs, jeder auf seinem Weg. Menschen sind geschaffen, miteinander zur Quelle zu finden. Menschen sind geschaffen, um Gott zu genießen.«
Sr. Beatrix Barth